Ist die Public Cloud ein Auslaufmodell?
Ein Kommentar unseres CEOs Henrik Hasenkamp
84 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen Cloud Computing. Weitere 13 Prozent beschäftigen sich derzeit intensiv mit einer möglichen Einführung. Zu diesen Ergebnissen kommt der Cloud Monitor 2022, der – wie jedes Jahr – von den Marktanalysten von KPMG im Auftrag des Bitkom erstellt wurde. Dabei ist das Interesse an Private-Cloud-Lösungen höher als an der Public Cloud: Hier sind die Zuwächse nur gering und das, obwohl der Markt ein breites Angebot an Public-Cloud-Dienstleistern und -Lösungen bereithält.
Woran liegt das? Ist die Public Cloud ein Auslaufmodell? Aus meiner Sicht gibt es vor allem zwei Entwicklungen, die das Public-Cloud-Modell in Frage stellen: technologische Trends wie Edge Computing und die unzureichenden Angebote von amerikanischen Hyperscalern.
Dezentrale Datenverarbeitung oder
Public Cloud
Wenn Datenmengen wachsen, steigt auch der Bedarf an Kapazitäten für die Datenübertragung und -verarbeitung. Internet of Things, Machine Learning und ähnliche Technologien sind extrem daten- und analysegetrieben. Da ist es nicht zwingend sinnvoll, alle diese Daten immer an eine Cloud-Infrastruktur zu übertragen, um sie dort zu verarbeiten. Oft enthalten sie nur einfache Informationen, wiederholen sich und können gut aggregiert werden. Dies übernehmen Edge-Computing-Geräte – Devices, die die Daten dort wo sie entstehen, bereits vorsortieren. Auch aus der Sicht der Analyse ist das notwendig, um den Aufwand überschaubar zu halten.
Auf den ersten Blick spricht diese Dezentralisierung der Datenhaltung gegen die Cloud. In Wirklichkeit aber ergänzen sich die beiden Technologien perfekt. Und das müssen sie auch: denn an der Edge kann kaum Schluss sein mit der Datenverarbeitung. Damit aus diesen Daten und Vorauswertungen geschäftsrelevante Informationen werden können, müssen sie entsprechend zur Verfügung gestellt werden. Das kann aber über eine Private Cloud geschehen oder aber – gerade wenn flexible Skalierbarkeit gefragt ist und die vernetzten Devices geografisch weit verbreitet sind – über eine Public-Cloud-Lösung.
Hohe Erwartungen versus Standardangebote
Immer wieder ist zu lesen, dass Unternehmen, die Public-Cloud-Ressourcen bei großen Hyperscalern wie AWS, Google oder Microsoft gebucht haben, von den tatsächlichen Kosten überrascht werden. Und es stimmt: Die günstigen Standardangebote der Branchenriesen sind eben genau das – Preiskalkulationen für den Standardfall. Kaum ein Unternehmen aber lässt sich in diesen Durchschnitt pressen. Konkret heißt das, dass solche Cloud Services häufig teurer werden als gedacht. Diskussionen um den Datenschutz mit immer neuen internationalen Vereinbarungen machen zudem die rechtliche Lage unübersichtlich.
Die Erwartungen an eine Cloud-Infrastruktur sind zu Recht extrem hoch. Denn gerade weil sie flexibler und sicherer ist, schneller bereit steht und ein unschlagbares Ökosystem aus Anwendungen bietet, ist sie für viele Unternehmen attraktiv. Und ja, Public-Cloud-Lösungen sind auch kostentransparent. Nämlich dann, wenn der Cloud-Anbieter mehr als Standardangebote macht. Längst haben sich lokale Anbieter neben den Hyperscalern etabliert. Minutengenaue Abrechnung, datenschutzrechtlich unbedenkliche Standorte der Rechenzentren, individuelle Konzepte, lokaler Support – um nur einige Vorteile aufzuzählen, die die Public Cloud aufwerten. Im klug orchestrierten Zusammenspiel mit anderen Sourcing-Optionen kann so eine Hybrid-Cloud-Infrastruktur entstehen, die wirklich tut, was sie soll: das Geschäft voranbringen.
Weitere Informationen zum Thema gibt es auch in unserem ausführlichen Spotlight-Beitrag »Endstation Public Cloud?!« vom IT-Analysten Dr. Andreas Stiehler.
Henrik Hasenkamp
Henrik verantwortet als CEO die Strategie und Ausrichtung von gridscale. Mit gridscale ebnet der Diplom-Wirtschaftsinformatiker mittelständischen Unternehmen den Weg in ein neues Zeitalter der IT-Skalierung und bietet ihnen eine IaaS- und PaaS-Lösung, die Qualität, Transparenz und leichte Anwendbarkeit zu ihren Markenzeichen gemacht hat.