☁️ Cloud Explained: Vendor-Lock-in
Vendor-Lock-ins bei Cloud-Services vermeiden
Cloud-Services aller Art sind in den meisten Unternehmen Alltag. Sie nutzen die vielen Vorteile wie hohe Skalierbarkeit, schnelle Implementierung und überschaubare Kosten ganz selbstverständlich. Doch trotzdem kann eine Situation entstehen, in der ein Unternehmen nur schwer den Vertrag zu seinem bisherigen Cloud-Provider lösen kann.
In diesem Fall spricht man von einem Vendor-Lock-in. Einige Anbieter erschweren durch unterschiedliche Strategien ihren Kunden einen Wechsel. Meist wirken eine Vielzahl an Faktoren zusammen, die sich teilweise bedingen und den Wechsel von einem Provider zum anderen erschweren. Besonders deutliche Lock-in-Effekte haben drei Faktoren.
Diese Faktoren führen zum Vendor-Lock-in
Kosten sind ein wichtiger Faktor, der Firmen von einem Wechsel abhält. Denn dabei entstehen weit mehr Ausgaben als nur die Gebühren des neuen Service-Providers. Im Vorfeld müssen Beratungsdienstleistungen und rechtliche Prüfungen bezahlt werden. Auch die eigentliche Migration der Systeme erzeugt Aufwand. So entstehen während des Wechsels Kosten für Personal und eine Behinderung des Alltagsbetriebs. Zudem müssen für den neuen Cloudservice Ausgaben für Schulungen des Personals und Produktivitätsverluste in der Übergangsphase einkalkuliert werden.
Know-how ist eine wichtige Ressource für den Betrieb von Cloudinfrastrukturen. Unternehmen benötigen ausgebildetes Personal, um Cloud-Lösungen effektiv nutzen zu können. Für viele Technologien gibt es pro Unternehmen nur wenige Spezialisten. Ein Wechsel zu einer anderen Lösung erfordert deshalb oft eine Umschulung oder die Rekrutierung neuer Fachkräfte. Dafür muss es jedoch Budgets geben und Geduld bei der Personalsuche, denn sie ist angesichts des verbreiteten Fachkräftemangels nicht einfach.
Proprietäre Technologien sind auch in der Cloud-Welt eine nicht zu vermeidende Schwierigkeit. Zwar setzen die meisten Provider inzwischen auf eine lange Liste an Open-Source-Technologien, doch proprietäre Lösungen sind auch weiterhin verbreitet. Dies betrifft vor allem innovative Technologien, bei denen eine stärkere Kundenbindung erhofft wird. Grundsätzlich ist gegen den Einsatz solcher Lösungen nichts einzuwenden, doch wenn ein Unternehmen ausschließlich auf proprietäre Lösungen angewiesen ist, wird der spätere Anbieterwechsel erschwert.
Ein Vendor-Lock-in entsteht in den meisten Fällen bereits, wenn lediglich zwei dieser Faktoren wirksam sind. So reicht bereits die Kombination aus fehlendem Know-how und hohen Wechselkosten, um die Wechselbereitschaft deutlich zu senken.
Angebote vor Vertragsabschluss kritisch prüfen
Deshalb ist es für Unternehmen sinnvoll, einen Vendor-Lock-in bereits bei der Buchung eines oder mehrerer Cloudservices zu umgehen. Die Angebote sollten kritisch geprüft und nach den folgenden Kriterien gefiltert werden:
Eine verbrauchsabhängige Preisgestaltung ist das A und O bei der Vermeidung eines Vendor-Lock-ins. Angebote, die einen grob am Nutzungsgrad orientierten Fixpreis umfassen, sind auf den ersten Blick sehr sinnvoll. Vor allem aus ökonomischer Sicht sind sie planbar. Allerdings können sie in bestimmten Situationen zur Kostenfalle werden, da der Fixpreis auch in Zeiten niedriger Bedarfs fällig wird. Deshalb sollten Unternehmen Cloudressourcen möglichst granular bezahlen dürfen. So sollten keine Kosten für Leistungen anfallen, die temporär nicht genutzt werden. Dadurch sind die tatsächlichen Kosten besser einzuschätzen und auch die Kalkulation der zusätzlichen Kosten für den Anbieterwechsel sind einfacher.
Kurze Vertragslaufzeiten sind für die meisten Cloudservices inzwischen Standard. Lediglich beim Outsourcing klassischer IT-Dienstleistungen und beim Hosting sind lange Vertragslaufzeiten von bis zu fünf Jahren keine Seltenheit. Das ist in der schnelllebigen IT-Welt ein sehr langer Zeitraum, in dem die Flexibilität stark eingeschränkt ist. Doch es gibt inzwischen ausreichend Angebote mit Kündigungsfristen von wenigen Monaten. Einige Public Cloud Provider wie gridscale verzichten sogar ganz auf eine Bindungsfrist und stellen nur die tatsächliche Nutzung der Ressourcen in Rechnung, teils sogar sekundengenau. Hier entsteht die größte Flexibilität und es gibt bei einer vorzeitigen Vertragsauflösung keine zusätzlichen Kosten.
Der Einsatz von Standards ist in aller Regel kostengünstiger – sowohl im IT-Betrieb als auch bei der Migration. Denn wer von Provider A nach Provider B wechselt, aber dabei beispielsweise Docker-Container einfach mitnehmen kann, erspart sich hohe Aufwände und verkürzt die Zeit für die Migration. Denn durch die gleiche Technologie halten sich die Anpassungsbeträge beim neuen Provider in Grenzen.
Kein Lock-in dauert ewig
Irgendwie werden es Unternehmen auf jeden Fall schaffen, aus einem Abhängigkeitsverhältnis herauszukommen, den Vertrag zu lösen und einen anderen Provider zu nutzen. Allerdings steigen mit jeder Hürde die Kosten für den Wechsel. Besonders schwierig wird es in Krisenzeiten, wenn die Budgets anderswo gebraucht werden.
Generell gilt: je länger eine Cloud-Infrastruktur genutzt wird desto schwieriger ist der Wechsel. Deshalb müssen Unternehmen bereits bei der Auswahl des Providers darauf achten, dass sie nicht durch die Hintertür in einen Vendor-Lock-in geraten.