Von wegen »Alles in die Cloud«!
Warum Edge Computing Realität im deutschen Mittelstand ist und lokale Partner gefragt sind
Spätestens seit der Pandemie ist die Cloud-Migration hierzulande in vollem Gange. Gut so! Denn ohne einen zentralisierten Rechenzentrumsbetrieb ist es nahezu unmöglich, bei dem immer rasanteren Innovationstempo in der digitalen Welt, Stichwort: ChatGPT, Schritt zu halten. Allerdings sollten sich die Verantwortlichen bei der Planung der Infrastruktur nicht von markigen Sprüchen à la »Alles in die (Public) Cloud« leiten lassen. Dies wäre mit Blick auf die nächste Stufe des digitalen Wandels, in deren Zentrum die konsequente Umsetzung datenbasierter Geschäftsmodelle steht, sogar kontraproduktiv. Unser aktueller Trendreport zur Umsetzung von Edge Computing im deutschen Mittelstand zeigt dies sehr eindrucksvoll.
gridscale-Trendreport diskutiert Relevanz von Edge Computing im deutschen Mittelstand
Aber von vorn: Im dritten Teil der gridscale-Analysereihe zum Thema »Edge Computing« fragten wir uns, welche Rolle das Thema heute im deutschen Mittelstand spielt und welche Edge-Anwendungsszenarien dort bereits umgesetzt werden. Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, werteten wir Analysteneinschätzungen und Studien zum Thema aus. Noch wichtiger: Wir suchten das Gespräch mit zwei ausgemachten Experten, die erstens im Geschäft mit mittelständischen Kunden erfahren sind und zweitens eine große Expertise in puncto Cloud und Edge Computing mitbringen.
Konkret sprachen wir mit Christoph Maier, CEO des deutschen Serverherstellers Thomas-Krenn.AG sowie mit Markus Weber, der als Mitglied der Geschäftsleitung das Cloud-Geschäft der Leitwerk AG, einem lokal aufgestellten Systemhaus und Betreiber der Baden@Cloud, verantwortet.
Markus Weber
Geschäftsleitung der LEITWERK AG
Christoph Maier
CEO der Thomas-Krenn.AG
Hybride Infrastrukturen sind das Modell der Wahl im Mittelstand
Die Ergebnisse der Analyse, insbesondere die Schilderungen der beiden Experten, verdeutlichen zunächst, wie vielschichtig die Anforderungen an den Infrastrukturbetrieb in den mittelständischen Unternehmen heute bereits sind. Bei der Architekturentscheidung geht es eben nicht um »Cloud- oder Nicht-Cloud!« sondern darum, für den jeweiligen Anwendungsfall das bestmögliche Betriebsmodell bzw. den besten Mix an Betriebsmodellen zu wählen. Dabei sind viele Aspekte zu beachten: von den Betriebskosten über Sicherheits- und Compliance-Fragen bis hin zu technischen Restriktionen.
Vor diesem Hintergrund verbieten sich pauschale Forderungen nach dem Motto »Alles in die Cloud« – am besten noch in die eines speziellen Anbieters. Wo spezifische Workloads idealerweise betrieben werden – in einer oder mehreren Public Clouds, bei einem lokalen Cloud-Hoster oder On-Premises, im Rechenzentrum eines Unternehmens oder am Netzwerkrand (sprich: an der Edge), lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn die digitale Welt ist – anders als uns die Marketingversprechen einiger großer Cloud-Plattform weismachen wollen – heterogen und wird es auch bleiben.
Lokale Systemhäuser und Cloud-Hoster, die wie Leitwerk im Mittelstand erfolgreich agieren, sind sich dessen längst bewusst und haben ihr Geschäft darauf eingestellt.
»Einige Unternehmen wollen schlicht nicht riskieren, dass bei einem Internetausfall – aus welchen Gründen auch immer – die Fließbänder stehen bleiben. Andere arbeiten mit hochsensiblen Daten, die sie partout nicht nach außen geben wollen. […]
Unser Anspruch ist es, einen möglichst großen Teil der Kunden-IT in unseren Rechenzentren zu betreiben. Aber nicht um jeden Preis. Wenn nach einer fundierten Risikoabwägung eine Auslagerung nicht in Frage kommt oder bei den Entscheidern ein ungutes Bauchgefühl bleibt, dann raten auch wir zum Aufbau einer Edge-Infrastruktur und leisten dabei gerne Unterstützung.«
Markus Weber, Leitwerk AG
Klar ist dabei auch: Edge und Cloud Computing lassen sich nicht losgelöst voneinander betrachten – wie Christoph Maier betont. Und der sollte es wissen: Schließlich kommen Thomas-Krenn-Spezialserver heute bereits in vielen innovativen Edge-Anwendungsfällen zum Einsatz. Um diese erfolgreich zu realisieren, benötigen die Unternehmen eine hybride Infrastruktur, die es erlaubt, alle im Unternehmen eingesetzten Edge- und Cloudsysteme ganzheitlich zu managen.
»Alle Edge-Anwendungsszenarien erfordern letztlich eine hybride Infrastruktur, in der Edge-Hardware mit zentralen Computing-Systemen nahtlos zusammenspielen, die On-Premises oder in der Cloud arbeiten.«
Christoph Maier, Thomas-Krenn.AG
Die Welle mit innovativen Edge-Anwendungsszenarien rollt gerade erst an
Dabei steht die Edge-Umsetzung im Mittelstand hierzulande noch am Anfang: zwar werden auch heute schon innovative Edge-Anwendungsszenarien realisiert; das Spektrum der im Report diskutierten Fälle reicht von der intelligenten Regalbewirtschaftung im Handel über die Softwarebestückung von Automobilen oder dem Herdenmanagement in der Landwirtschaft bis hin zu mannigfaltigen Remote Monitoring und Predictive-Maintenance-Anwendungen. Der überwiegende Teil der Mittelstandsunternehmen hierzulande ist jedoch noch mit anderen Themen, wie der Migration von Standardanwendungen in die Cloud, beschäftigt.
Dies wird aber nicht mehr lange so bleiben. Denn wer als Unternehmen Prozesse durchgängig optimieren bzw. datenbasierte Geschäftsmodelle konsequent umsetzen will, muss die Digitalisierung in der Fläche vorantreiben. Spätestens an dieser Stelle sind die Verantwortlichen gefordert, sich mit »Edge Computing«, also mit Bereitstellung und Betrieb dezentraler Computing-Ressourcen, auseinanderzusetzen.
»Edge-Systeme bilden den Grundbaustein für die nächste Stufe der digitalen Transformation, die über die Zentrale hinaus bis in die Fläche reicht – also dort, wo Maschinen arbeiten, Menschen einkaufen, Autos repariert werden, Weinstöcke wachsen oder Rinder weiden. Und diese Entwicklung hat gerade erst begonnen.«
Markus Weber, Leitwerk AG
Edge Computing ist ein schwieriger Markt, auf dem lokale Akteure punkten können
Der gridscale-Trend-Report liefert schließlich auch Hinweise zur Entwicklung des Anbietermarktes. Denn trotz der immensen strategischen Bedeutung für die Unternehmen ist Edge Computing aus IT-Anbieter-Sicht kein einfach zu erschließendes Geschäft. Für die Realisierung von Edge-Anwendungsszenarien im Mittelstand – so zeigen die Praxisberichte – sind eher kleine, auf die Umgebung zugeschnittene Systeme in kleinen Stückzahlen erforderlich. Große, global aufgestellte Hardware-, Software- oder Services-Konzerne tun sich entsprechend schwer, diesen Markt zu bedienen.
Dies wiederum eröffnet Räume für kleinere Anbieter, die sich auf die Belange der mittelständischen Unternehmen einlassen und auch mit geringeren Stückzahlen profitabel agieren können. Anders gesagt:
»Für lokale, auf mittelständische Kunden fokussierte IT-Anbieter bietet die Unterstützung Edge-basierter Anwendungsszenarien eine interessante Nische und die Chance, im Wettbewerb mit den globalen IT-Playern zu punkten.«
gridscale und gridscale-Partner sind für die Edge-Welle gut gewappnet
Dies gilt auch und insbesondere für gridscale und unsere gridscale-Partner. Die Ergebnisse des Trendreports bestätigen, dass wir mit unserer Produkt- und Partnerstrategie den richtigen Weg eingeschlagen haben. So ist beispielsweise unser Betriebssystem zum Management hybrider Infrastrukturen auch für kleine Systeme von 10 bis 50 kW (an der Edge) ausgelegt – ein echtes Differenzierungsmerkmal im Vergleich zu unseren globalen Wettbewerbern.
Unsere Partnerstrategie zielt wiederum darauf ab, ein lebendiges Ökosystem mit lokalen Cloud-Partnern zu etablieren, um mittelständische Kunden bei der Realisierung innovativer Edge-Anwendungen wirkungsvoll und vollumfänglich unterstützen zu können.
Kurzum: Wir – gridscale und unsere Partner – sind heute bereits sehr gut aufgestellt, um den digitalen Wandel unserer mittelständischen Kunden, von der Cloud-Migration bis hin zur Digitalisierung in der Fläche, erfolgreich zu begleiten.
Henrik Hasenkamp
Henrik Hasenkamp verantwortet als CEO die Strategie und Ausrichtung von gridscale, einem europäischen IaaS- und PaaS-Anbieter, der mit seiner innovativen Technologie die Basis für anspruchsvolle Cloud-Lösungen schafft. Mit gridscale ebnet der Diplomwirtschaftsinformatiker mittelständischen Unternehmen den Weg in eine neues Zeitalter der IT-Skalierung und bietet ihnen eine IaaS- und PaaS-Lösung, die Qualität, Transparenz und leichte Anwendbarkeit zu ihren Markenzeichen gemacht hat. Das Edge-Computing-Paradigma und die daraus resultierenden Nutzenvorteile für Partner und Kunden sind zentrale Elemente bei der künftigen Fortentwicklung der gridscale Technologie.